- Sousse
- Sousse[sus, französisch], arabisch Susa, Hafen- und Industriestadt mit Seebad an der Ostküste Tunesiens, am Golf von Hammamet, 125 000 Einwohner; Sitz der Gouvernoratsverwaltung; Hotelfachschule; Theater, Museen; Textilindustrie (Großgerberei, Spinnerei, Konfektionsbetriebe auch für den europäischen Markt), Nahrungsmittelindustrie (v. a. Fischkonserven), Olivenölmühlen, Metallverarbeitung, Herstellung von Treibhäusern, Kunststoffwaren, Seifen, Kunstgewerbe; bedeutender Fremdenverkehr; Messe (alle zwei Jahre); Handels-, Fischerei- und Jachthafen; Verkehrsknotenpunkt; internationaler Flughafen. Nach Norden erstreckt sich über 10 km das Seebad Hammam Sousse, 26 500 Einwohner, bis zum modernen, im neomaurischen Stil angelegten Touristenkomplex Port el-Kantaoui mit Jachthafen. In der Umgebung von Sousse ausgedehnte Ölbaumkulturen und Gemüseanbau, im Süden Meersalzsalinen.Die Medina mit rechteckigem Grundriss ist von einer Hausteinmauer mit Rundzinnen und quadratischen Türmen umschlossen (857-874 erbaut; 1205 erneuert; zwei von ursprünglich sechs Toren sind erhalten, drittes Tor von 1864. Frühislamisches Ribat (um 787 aus älterem Großquaderwerk) mit halbrunden Mauertürmen und 30 m hohem rundem Wachturm (»Nador«; 821 erbaut); in der ehemaligen Ribatmoschee Museum für islamische Kunst. Festungsartige Große Moschee (851 gegründet und im Stil der Sidi-Okba-Moschee von Kairouan erbaut; im 10. Jahrhundert wurden die 13 Schiffe verlängert, 1675 ein Narthex zugefügt); Probebau war die kleine Moschee Bou Fatata (838-841). Palastbau Kalouat el-Kubba (11.-13. Jahrhundert; heute maurisches Café); türkisch Zawija Zakkak mit achteckigem Minarett (18. Jahrhundert). Im Zentrum der Medina die vorarabische Zisternenanlage La Sofra (Fassungsvermögen 3 000 m3); in der Südwestecke, am höchsten Punkt der Stadt (77 m über dem Meeresspiegel), die weitläufige Kasba (9.-11. Jahrhundert) mit dem 30 m hohen, quadratischen Turm Khalef el-Fatah (859) und dem archäologischen Museum (punische, römische, byzantinische Funde). Westlich der Medina die christlichen Katakomben (15 000 gut erhaltene, aber von Sickerwasser bedrohte Gräber aus dem 2.-4. Jahrhundert) sowie Reste römischer Villen. - Die Altstadt von Sousse wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.Sousse, von den Phönikern im 9. Jahrhundert v. Chr. als Hadrumete gegründet, blühte als Handelszentrum rasch auf, wurde im 6. Jahrhundert v. Chr. dem Reich Karthagos eingegliedert und war 203/202 v. Chr. Hauptquartier Hannibals. Das römische Hadrumetum (ab 146 v. Chr.) war in der Kaiserzeit wichtiger Exporthafen für Nahrungsmittel und wurde unter Trajan (98-117) Kolonie (Colonia Concọrdia Ụlpia Traiana Augụsta Frugifera Hadrumetina). Unter den Wandalen (439-534) bestand die Stadt als Hunericọpolis weiter; das byzantinische Sozusa wurde als Justinianọpolis Hauptstadt der Provinz Byzacena; 647 wurde es von den Arabern erobert; unter den Aghlabiden im 9. Jahrhundert als Susa neu erbaut. 1148-59 stand Sousse unter normannischer Herrschaft, im 16. Jahrhundert war es Stützpunkt einer Korsarenflotte. 1942/43 erlitt Sousse schwere britische Luftangriffe.
Universal-Lexikon. 2012.